Westweg 4. Etappe: Unter Wolken vom Mummelsee zur Alexanderschanze
Eine Erkenntnis habe ich auf dem Westweg gewonnen. So anstrengend eine Strecke wie am Vortag auch sein mag, lieber verausgabt man sich bei schönem Wetter, als bei nasskalter Witterung irgendwo gemütlich dahinzutrotten. Es macht einfach keinen Spaß und nagt spätestens nach zwei Regentagen an der Psyche.
Am Morgen der Etappe vom Mummelsee bis zur Alexanderschanze sah ich das noch nicht ganz so eng. Zu groß war noch die Euphorie, endlich den Westweg zu gehen. Einen Tag hält man das schon aus, oder? Da kneift vielleicht ein Schönwettertouri. Aber ich? Mistwetter hat seine ganz eigenen Reize. Wie recht ich hatte. Dennoch. Die Erkenntnis steht: Wenns schön ist ists schön. Drei wüste Tage brauchte ich noch, um dies einzusehen,...
Kein Problem also, Windjacke an, Regenschirm parat und los gings. Die ersten Kilometer haben es gleich in sich. Ähnlich faszinierende Ausblicke gen Westen in die Rheinebene hinab werden dem Wanderer auf den folgenden Etappen nicht mehr so häufig geboten.
Zum Schluß hin wurde das Wetter immer ungemütlicher, sodass an Fernsicht nicht mehr zu denken war. Schade, hier haben ich und meine Kamera sicher einiges verpasst. Aus diesem Grund möchte ich dieses Westweg-Teilstück unbedingt an einem klaren Sommertag wiederholen.
Fazit: Fast schon gemütliche knapp 23 Kilometer ohne große Schweirigkeiten, dafür mit zahlreichen"Viewpoints", wie Thais gerne zu jedem Erdhügel und jedem großen Stein sagen. Mehrere Einkehrmöglichkeiten existieren zu Beginn der Strecke. Nach ungefähr der Hälfte wirds dann eng. Bei der Zuflucht wurde die Jugendherberge grade renoviert. Davor gibts noch was beim Schliffkopf. Hier war jedoch Ruhetag. Schlecht, wenn man echt durst hat. Auch die Übernachtungsmöglichkeiten am Etappenziel sind begrenzt. Wer realtiv billig und direkt am Weg übernachten möchte, muß sich in der Alexanderschanze verschanzen. Ob es den geringeren Preis wert ist, muß jeder selbst entscheiden.
Das denkmalgeschützte Haus schreit nämlich nach einer Rundumsanierung. Innen ist die Zeit in den 80ern stehengeblieben. Ein User in einem Internetforum schreibt von einem "englischen Geisterschloß". Das kommt meinem Eindruck schon sehr nahe. Wie es sich wohl anfühlt hier zu nächtigen, wenn draußen Dunkelheit herrscht und Mitternacht naht? Tja, ich werds wohl nicht mehr rausfinden.
Der Betreiber, ein ehemaliger Studienrat, wie der Flurfunk verriet, hat mich jedenfalls mit einem 1a Apfelschorle im 0,5 Liter Weizenglas vor dem Verdursten gerettet - außerhalb der Öffnungszeiten versteht sich und für 1,50 Euro. Das ist mal ne gastronomische Ansage. Auch sonst ist der "Hoteldirektor" ein sehr zuvorkommender Herr. Nur das riesige anwesen ist vermutlich eine Nummer zu groß für ihn.
Ich bin rückblickend froh, dass er das Telefon am Tag zuvor nicht abgenommen hat, bzw. mir der Anrufbeantworter verriet, dass keine Zimmer mehr frei waren. Was übrigens nicht daran liegt, dass alle Zimmer des Hauses belegt waren. Nein, vielmehr schafft es der Besitzer ohne Personal nicht schnell genug die freien Zimmer für spontane Gäste herzurichten, wie er mir verriet.
Mein Zimmer hatte ich schon am Vorabend unten im Ort Kniebis im Hotel Kniebishöhe reserviert. Ein Glücksgriff, wie sich rausstellte. Familie Koelet aus Holland hat sich mit diesem gemütlichen Schwarzwaldhotel einen Traum erfüllt und bietet den Gästen ein gutes Preisleistungsverhältnis - samt kostenlosem Shuttleservice von und zur Alexanderschanze am Westweg.
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