Mal wieder kein Glück beim Brauen - Und wie dennoch Bier daraus wurde
Nach zwei Lehrgeld-Suden und zuletzt sehr langer Braupause, fühlte ich mich nun endlich wieder bereit für einen dritten Anlauf. Aber vermutlich habe ich mich da geirrt, denn was diese lustige Brausause alles für mich bereithielt, ist schwer genießbar. Ich kann es vorweg nehmen: 19 Liter Gerstensaft reifen gerade in den Flaschen nach. Es wurde also Bier daraus. Ob es genießbar ist und sich der Ärger schlussendlich gelohnt hat, kann ich noch nicht abschätzen. Der Weg bis hierher war jedoch steinig. Eine Wegbeschreibung.
Nach meinen ersten beiden Suden (hier und hier), war damals irgendwie die Luft raus. Ich hatte zwar schon Zutaten für eine weitere Runde parat, und auch beim Synchronbrauen wollte ich 2017 an den Start gehen. Doch Zeit und Lust fehlten. Also lag das Zeug einfach im kühlen Keller, der gute Hopfen im Gefrierfach. Jetzt hats mich doch noch gepackt, bevor alles vergammelt. Wenigstens das Dark Abbot des Synchronbraupakets sollte noch das Licht der Welt erblicken. Das erste Problemchen: Die Hefe war längst abgelaufen, das Malz schon fast zwei Jahre alt. Mhhh. Naja. Augen zu und durch.
Ich wollte den Brautag auf zwei Abende splitten, weil mir einfach die Zeit fehlt, alles an einem Tag zu schaffen. Nach kurzer Recherche war klar, das kann funktionieren. Das Maischen und Läutern lief dann auch schön geschmeidig am ersten Abend durch. Der Problem Profi-Cook leistete saubere Arbeit. Temperatur, Zeitsteuerung, alles passte. Ich sah mich schon einschenken.
Tag zwei: Der mittlerweile abgekühlten Würze wurde vom Profi Cook mit Vollgas eingeheizt. Das dauerte seine Zeit, ging aber. Nach knapp 30 Minuten kochte es wallend. Gut, das Display des Profi Cook war mittlerweile wieder unlesbar geworden durch die Hitze. Das kannte ich ja schon. Aber die Kochzeit und alles andere waren ja programmiert.
Dann kam die erste Hopfengabe nach 10 Minuten Kochen. Es kochte eine Minute weiter, und weiter... und kochte plötzlich nicht mehr. Na was war denn jetzt los? Mein lieber Profi Cook hatte unvemittelt aufgehört zu existieren. Nix mehr. Kein Licht, kein Piepen, kein Kochen mehr. Schluss, aus und vorbei, nach nicht einmal fünfzen Minuten Kochzeit. 80 weitere und drei Hopfengaben standen noch aus. Puh, Ratlosigkeit war angesagt. In der Verzweiflung habe natürlich gleich die Profis im Netz gefragt. Die Meinungen reichten von "das wird Sauerbier", über "wegschütten" bis hin zu "morgen weitermachen, wird schon werden."
Habe mich für die dritte Variante entschieden. Aber so ganz ohne Kocher war das natürlich schwierig. Und so früh im Sommer bekommt man - ohne Witz! - auf die Schnelle keinen Einkochtopf her. Die stehen nur während der Einmachzeit in den Regalen. Eine Onlinebestellung hätte zu lange gedauert. Im Mediamarkt habe ich letztlich noch einen 2000 Watt Rommelsbacher Tauchsieder ergattert. Es war wirklich das einzige elektrische Gerät in den Geschäften der gesamten Region, welchem ich zutraute, 20 Liter Flüssigkeit zu erhitzen. Mit dem musste der Chaos-Sud das also am nächsten Tag weitergehen.
So hab ich es gemacht: Sieder rein und mit dem Rührwerk die Würze in Bewegung gehalten, um dem Problem mit der Karamellisierung am Heizstab entgegenzuwirken. Das klappte ganz gut und dauerte nicht annähernd so lange bis die Biesuppe kochte, wie am Tag zuvor mit dem Profi Cook. Anstatt 80 habe ich die Würze jedoch nur noch 60 Minuten sprudeln lassen. Gefühlssache.
Ab hier lief es wieder besser. Die längst abgelaufenen Hefe machte im Starter gleich ordentlich Rabatz und quoll noch während dem Abkühlen über. Es gab also auch noch Sauerei. Grrrr. Danach ab damit in der Gäreimer und bei 20-22 Grad in Ruhe gelassen. Nach zwei Tagen war das Thema Gärung durch. Abgefüllt wurde dennoch erst nach zehn Tagen. Den Geruch im Eimer fand ich nicht allzu prickelnd, kann es aber nicht genau beschreiben. Um einen Fehler zu erkennen, dazu kenn ich mich zu wenig aus. Vielleicht muss das ja so riechen? Egal: Zucker für einen späteren CO2-Gehalt von 5gr/Liter dazugemischt und abgefüllt. Nach weiteren zehn Tagen durften die Flaschen in den Kühlschrank zur Reifung. Ich bin jetzt echt gespannt, wie meine Dark Abbot Not-Variante am Ende mundet. Ich lass es euch in einem späteren Kommentar am Artikel wissen.
Der Rattenschwanz
Während das Bier gärte, stand Aufräumen und Saubermachen auf dem Programm. Und: Ein Stelldichein mit dem Koch-Versager, den ich eigentlich schon entsorgen wollte. Ich hab dann doch mal unten rein geschaut, ob was geschmort, oder nur eine Sicherung durchgebrannt ist.
Nach langem Rumschrauben und viel Onlinerecherche hatte ich tatsächlich zwei minikleine Temperatursicherungen in der Hand.
Das Multimeter zeigte mir, dass nur noch durch eine der beiden Strom fließen konnte. Also habe ich mir für wenige Euro einen neuen Satz bestellt, plus einen Satz, die ein paar Grad mehr aushalten. Zwei Tage später habe ich alles wieder zusammengebaut. Und siehe da, als der Stecker in der Dose war, gab der Profi Cook wieder ein Lebenszeichen: "Piiiiiep."
Damit mir das alles nicht wieder passiert - ein Austausch der Sicherung bei vollem Kocher ist nämlich unmöglich - habe ich ein paar Löcher in das Gehäuse gebohrt, und einen alten PC-Lüfter drangebastelt, der für Luftaustausch im Inneren sogen soll (siehe 1.). Das Display und die Steuereinheit habe ich mit Aluband etwas abgeschirmt, damit von oben nicht so schnell die Hitze rankommt und es beim nächsten Kochen nicht wieder schwarz wird (siehe 2.).
Ob das alles so hinhaut, wie ich micht das erhoffe, das erfahre ich erst beim nächsten Anlauf. Bis ich dafür bereit bin, wird es aber sicher mal wieder länger dauern.
Noch ein Hinweis: Bitte nicht nachmachen! Den Kocher nur aufschrauben, wenn ihr wisst was ihr da tut und auf eigenes Risiko. Und davor auf jeden Fall den Stecker ziehen. Ansonsten: Lebensgefahr! Mit solchen Bastelgeräten sollte man zudem vorsichtig sein. Die Garantie ist mit einem solchen Eingriff dahin. Und umgebaute Geräte würde ich nie unbeaufsichtigt lassen!
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