Jetzt muss ich auch noch einen Bogen bauen
Ganz toll gelaufen, mal wieder. Youtube spült mir ein Video auf den Bildschirm und schon nimmt alles seinen Lauf. Ein Video aus der SWR-Handwerkskunst-Reihe war das. Ein Typ hat da einen Bogen gebaut, in aller Ruhe und Gelassenheit. Herrlich.
Ich musste gleich schauen, was es dazu im Netz sonst noch gibt, ob alle Bogenbauer von solch einer Ruhe beseelt sind. Und siehe da, der liebe Rowan Bows hat auch Videos zum Thema, nicht so professionell wie das SWR-Werk, eher authentisch und eher meine Kategorie. Aber auch er wirkt durchaus entspannt und zufrieden. OK, es war jetzt klar, das musste ich auch versuchen. Ein selbst gebauter Bogen und dabai noch mental profitieren? Was will man mehr!
Schnell is nich
Das war vor etwa zwei Jahren. Einen fertigen Bogen habe ich noch immer nicht in der Hand. Untätig war ich aber nicht. Vielmehr ist so ein Vorhaben am Ende aber doch nicht soooo easy, wie das in dem einen oder anderen Youtube-Film rüberkommt, vor allem dann nicht, wenn man es zum ersten Mal macht und gerne alles selber herstellen möchte, von der Holzernte bis zum Pfeilbau.
Los ging es gleich mit dem ersten Problem: Woher das Holz nehmen? Einfach so in den Wald rennen und Bäume absägen geht ja auch nicht. Also habe ich mich umgehört, bei Waldbesitzern, Gartenliebhabern, Bekannten vom Bauhof. Und draußen immer schön die Augen offen gehalten. Die Stämme im eigenen Garten (vor allem Hasel) müssen erst noch etwas wachsen.
Letztlich fiel mal fiel hier ein Ast ab, mal dort. Doch der eine wurde zu kurz geliefert, der andere zu dünn oder sie waren völlig verbogen. Es ist aber auch echt schwierig, Unwissenden genau zu beschreiben, was man für dieses Projekt benötigt. Die häufig von Arbeitern an Straßen und Wegen gefällten Stämme haben meist auch nie das optimale Maß.
Irgendwas war immer und verzögerte den Baustart. Ein aussichtsreiches Exemplar war massiv von Käfern befallen, was erst beim Entrinden auffiel. Ein anderes wurde beim Spalten zum Korkenzieher.
Weitere Wochen vergingen. Zwei vielversprechende Haselstämmchen von einer Rodung entlang einer Straße zersprangen förmlich während dem Trocknen. Massive Risse hatten sich gebildet, trotz Versiegelung der Schnittflächen.
Es kann endlich losgehen
Bestimmt erst ein Jahr nach der Entscheidung für den Bau eines Bogens landeten schließlich doch zwei brauchbare Stücke Haselnussholz in meinen Händen. Nach den missglückten Spaltversuchen habe ich bei diesen Exemplaren lieber die Bandsäge angeworfen, um sie an der richtigen Stelle zu teilen.
In der Zwischenzeit hab ich mir auch ein Bogenbaubuch zugelegt, denn die diversen Anleitungen im Netz haben mich eher verunsichert, als voranzubringen. Vermutlich war es aber nicht das richtige Buch, dann auch damit tauchen stets neue Fragen auf. Vielleicht liegt es auch an meiner Unerfahrenheit im Bogenbau und für einen Profi wäre das alles klare Sache.
Ziehmesser schärfen
Nun gut. Bevor es losgehen konnte, mussten noch die benötigten Utensilein und Werkzeuge parat liegen. Um das uralte Ziehmesser scharf zu bekommen, musste ich erst noch das Projekt Bandschleifer fertig bekommen. Wieder eine Verzögerung. Im Vergleich zu all dem wurden die neuen Ziehklingen fast schon mit Lichtgeschwindigkeit geliefert.
Jetzt geht es ans Eingemachte
Endlich, endlich konnte die Arbeit am Bogen selbst beginnen. Nach dem Entrinden und aufzeichnen wurde mit der Bandsäge die Form grob herausgesägt und mit dem Ziehmesser die Struktur verfeinert. Jetzt sah das gute Stück schon ein wenig nach Bogen aus.
Irgendwann kommt dann die Zeit, dass sich die wurfarme ein Stück weit biegen lassen und man gewillt ist, endlich einmal eine Sehne aufzuspannen. Das Ich habe dafür ein Stück Paracord verwendet und Stück für Stück verkürzt, dazwischen immer wieder etwas Holt abnehmen. Bei etwa halber Standhöhe war klar, jetzt geht es in richtung Tillern.
Einen abnehmbaren Tillerbaum bauen
Tja, und dafür benötigt man hat auch so einen Tillerbaum, wie offenbar alle Bogenbauer besitzen, schön an einer Wand mit Markierungen und so weiter. Nach einem schweifender Blick durch meine Werkstatt war mir bewusst, das wird bei mir nicht funktionieren. Kein Plätzchen frei, das auch nur annähernd Spannweiten von 180 Zentimeter bieten konnte.
Es musste also eine mobile Lösung her. Jetzt kann ich den Tillerbaum, wenn ich ihn brauche, schnell und einfach an der Werkbank montieren und wieder abnehmen. In den Pausen nimmt er in der Ecke nicht viel Platz in Anspruch und stört nicht. Das mit den Markierungen habe ich mit meiner Richtlatte und Schraubzwingen gelöst. Aber seht selbst.
Das war es bis hierher. Jetzt geht es ans Tillern, dann muss ich mir Gedanken über passende Pfeile machen und Sehne möchte noch geflochten werden. Dann das Finish. Es bleibt also noch eine Kleinigkeit zu tun. Bleibt zu hoffen, dass es ab jetzt etwas schneller vorangeht. Werde dazu natürlich weiter berichten.
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