So produziert Ihr auch mit günstigem Equipment fette Metal-Demotapes mit Reaper
Es muss nicht immer teuer sein. Auch mit günstigen Instrumenten, bezahlbarer Software und kostenlosen VST-Plugins lassen sich tolle Aufnahmen, Demotapes und fertige Produktionen realisieren. Hier im Beitrag erkläre ich meine im Video gezeigten Schritte, um mit einfachen Mitteln DEM fetten Metal-Sound mit Reaper schon recht nahe zu kommen.
Vorneweg möchte ich sagen, dass ich kein Tontechniker bin, keinerlei Studio-Erfahrung habe und Homerecording vor allem als Hobby betrachte. Ich habe viele Youtube-Videos angeschaut und viel selbst herumexperimentiert, um ein vorzeigbares Demotape für die eigene Band zu basteln. Bei Youtube finden sich meist nur Tutorials für einzelne Instrumente, einzelne Plugins und einzelne Bereiche der Musikproduktion. Mir hat irgendwie immer eine Komplettübersicht für eine ganze Band gefehlt. Daher hab ich das nun versucht das selbst zu machen. Was folgt ist der aktuelle Stand meines Selbststudiums, um eine ganze Band aufzunehmen und abzumischen. Es soll als Grundgerüst dienen, um weiter am eigenen Sound zu feilen und das Ergebnis weiter zu verbessern. Für mich ist es ein akzeptables Ergebnis. Wir werden unser Demotape so veröffentlichen. Dann jedoch mit Profis an den einzelnen Instrumenten und mit mehr Liebe bei der Aufnahme, was beim Endprodukt alles noch einmal einen deutlichen Sprung nach oben bedeutet. Hier im Video habe ich alles selbst eingespielt, was daher gerade so als Beispiel reicht ;-)
Los geht's
Bevor meine Erklärungen und Gedanken folgen, solltet ihr jedoch einen Blick in mein Video werfen.
#offtopic: Ich würde mich bei Youtube auch über Herzchen, Daumen, Kommentare und neue Follower freuen. (Ich will ja schließlich in geschätzt 4,3 Jahren wieder am Partnerprogramm teilnehmen können .-)
Instrumente, Equipment, Software
Meine Ausstattung im Heimstudio - wenn man das so nennen kann - ist in der Kategorie kleiner Gelbeutel anzusiedeln. Ein Uralt-Bass aus meiner Jugendzeit sowie ein neues Modell der Thomann Eigenmarke Harley Benton, Modell B-450, hängen an der Wand. Kostenpunkt: 140 Euro.
Meine E-Gitarre ist ein billiges Epiphone-Modell. Kostenpunkt rund 100 Euro.
Mein E-Drum ist ein Fame DD 506 und hat damals um die 300 Euro gekostet. Die Drumspuren lassen sich jedoch auch über Midi-Dateien zusammenklicken bzw. über das Kyboard einspielen. Ein E-Drum braucht mal also nicht zwingend.
Als Schnittstelle zum Computer - bei mir ein sechs Jahre alter AMD Rechner mit acht GB Ram und einer CPU-Benchmark um die 3000 - habe ich mir das Audiointerface Behringer UMC404HD für schlappe 100 Euro gegönnt. Grund dafür waren die vielen guten Bewertungen im Netz und die vier Eingänge, mit denen man fast eine ganze Band auf einmal aufnehmen kann. Midi nicht mitgerechnet. Und von der Qualität bin ich echt überzeugt. Das Teil tut was es soll unter Win 10, ohne Murren.
Mit Reaper habe ich mich für eine günstige, aber dennoch professionelle DAW entschieden. Die Software kostet keine 100 Euro und kann zudem ohne Einschränkungen kostenlos getestet werden. Das ist mal ein echt faires Preismodell. Mit an Bord sind bereits zahlreiche leistungsfähige VST-Effekte. Klare Empfehlung!
Aufnahme
Ich habe alle analogen Instrumente und die Vocals clean über das Audiointerface eingespielt. Je nach Instrument muss man den Pegel etwas anpassen, um nicht in den roten Bereich zu kommen. Nach der Aufnahme wird alles in Reaper normalisiert. Wer absolut rauschreie Aufnahmen möchte kann alle Spuren durch die kostenlose Software Audacity jagen und damit Rauschfrequenzen rausfiltern. Dazu gibt es gute Anleitungen im Netz. Mir tun es die Reaper eigenen Tools.
Die Drumspur lässt sich mit einem Edrum via Midi-Kabel bequem einspielen. Wer jetzt schon das MT Power Drum Kit auf die Spur legt, hört auch schon echten Drum-Sound während der Aufnahme. Man kann die Midi-Noten aber auch händisch zusammenklicken. MT Power Drum Kit bringt zudem ein Editor mit, mit dem man vorgefertigte Midi-Parts zusammenklicken kann. Oder man trommelt auf dem Keyboard in mehreren Durchgängen Snare, Base, Toms und Becken ein. Geht auch.
VST-Plugins Drums
Auf die Drumspur habe ich wie schon verraten den Sampler MT Power Drum Kit gelegt. Das Set ist eher im Rock und Metal-Bereich anzusiedeln. Da macht es aber eine echt gute Figur, für lau! Je nach Geschmack kann der Sound über den Mixer angepasst werden. Zusätzlich habe ich dem Schlagzeug mit ReaVerb einen leichten Hall spendiert.
VST-Plugins Vocals
Los geht es mit dem Equalizer aus den Reaper Bordmitteln. Die Tiefen werden damit abgeschnitten und die Höhen etwas verstärkt. Der Limiter pegelt Spitzen im Ausgangssignal etwas herunter. Der De-esser verringert die Zischlaute. RubyTube dient hier quasi als Vorverstärker und bringt ein wenig Verzerrung ins Spiel. Der Audiocation Compressor verringert den Lautstärkeunterschied zwischen den leisen und lauten Signalen, macht den Sound insgesamt fetter. Und zum Schluss sorgt, wie beim Schlagzeug ReaVerb für ein wenig Raumerlebnis.
VST-Plugins Gitarre
Hier gibt es insgesamt vier Spuren. Man kann alle Spuren separat aufnehmen. Das Egebnis ist aber auch mit nur zwei Aufnahmen bereits ganz gut. Spur eins (Pan: 100% links) und zwei (Pan: 100% rechts) bekommen die unten im Bild gezeigten Einstellungen. Ein EQ schneidet Tiefen und den obersten Bereich ab. Der TSE 808 ist ein Overdrive Effekt. Der FA3 ist ein Amp-Simulator von Fretted Synth. In dem NadIR-Plugin können dann zwei Gitarren-Impulse geladen werden, die zum Beispiel den Sound von bekannten Bands simulieren. Ich habe mir ein paar kostenlose Sammlungen im Internet heruntergeladen und einfach durchprobiert, was passt. Fragt am besten eine Suchmaschine nach den Downloads.
Spur drei (70% links) und vier (70% rechts ) sind ähnlich aufgebaut, nur mit etwas anderen Einstellungen (siehe Video).
Auf allen Gitarrenspuren zusammen liegt noch einmal ein EQ und ein Kompressor, welche die Höhen noch weiter herausheben und mehr Präsenz verleihen.
VST-Plugins Bass
Beim Bass werden die Einstellungen auf zwei Spuren verteilt, wobei hier meiner Meinung nach auch nur eine Aufnahme reichen würde, die dann auf die zweite Spur kopiert wird. Spur eins kümmert sich um die Höhen, Spur zwei bringt die Tiefen nach vorne. Zusammen klingt das schon richtig gut nach schlabberndem Metal-Bass ;-)
Auch hier werden durch einen EQ die Frequenzen definiert, mit mehreren Amps wird am Klang geschraubt. Über das Nadir Plugin hab ich jeweils noch Impulsdateien drübergelegt. Hier ist der persönliche Geschmack gefragt. Jeder sollte seinen Lieblingssound über die Regler selbst herausfinden. Ich persönlich finde es wichtig, dass vor allem die Tiefen gut durchkommen, das macht den Gesamtsound irgendwie mächtiger.
Feinschliff und Präsenz
Nun kommt der Feinschliff. Mit dem BootEQMKII kann man nochmal ordentlich den Druck des Sounds erhöhen. Aber: weniger ist mehr! Mit dem Effekt Presence EQ werde die Höhen noch einmal verstärkt, wodurch der Sound mehr Präsenz bekommt. Auch hier gilt für mich: Erlaubt ist, was dem Ohr gefällt. Wenn der Sound schon passt, kann man das auch weglassen.
Das Recorder Plugin diente mir nur dazu, den Sound von Reaper nach OBS-Studio auszuspielen, mit welchem ich Teile des Videos aufgenommen habe. Auf das Projekt hat das keinen Einfluss.
Schlussbemerkung
Ich hoffe, der eine oder andere kann von meinem Video und den Erklärungen profitieren und so den Einstieg in das Produzieren einer Bandaufnahme leichter bewältigen. Mir hat, wie schon erwähnt, so ein Art Gesamtüberblick als Grundlage gefehlt. Dieses Grundgerüst soll als Ausgabgspunkt für weitere Anpassungen, Verbesserungen und Experimente dienen. Ab hier kann man am eigenen Sound feilen. Bei der Frequenzaufteilung unter den einzelnen Instrumenten bis hin zu einem harmonischen Gesamtsound ist meiner Meinung nach einige Luft nach oben. Da werde ich selbst noch weiter rumprobieren müssen um das zu perfektionieren.
Fragen, Anregungen und Kritik bitte in die Kommentare.
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