PV-Anlage mit Nordausrichtung: Kann das funktionieren?
Ich hab es getan. Nach langer und intensiver Überlegungszeit habe ich mir eine PV-Anlage installieren lassen, inklusive Speicher, Warmwasser und Notstromumschaltung - auf einem nach Norden ausgerichteten Dach. Warum ich überzeugt bin, dass sich das dennoch lohnen wird, welche Komponenten verbaut wurden und wie die erste Bilanz ausfällt, das erfahrt Ihr hier. Ganz unten gibt es auch noch ein kurzes Video, um einen besseren Eindruck von der Anlage zu erhalten.
Diese Komponenten wurden verbaut
Vorneweg die Fakten: Auf dem Norddach sammeln 24 IBC Solar-Module Sonnenlicht ein. Insgesamt komme ich damit auf eine Leistung von 10,68 kWp. Im Keller hängt der Fronius Wechselrichter Symo GEN24 10.0. Daran angeschlossen ist eine BYD Battery Box HVS mit 5.1 kWh Batteriekapazität. Dann werkeln im System auch noch ein Smart Meter TS 65A-3, ein Heizstab für Warmwasser aus Überschussstrom sowie ein Notstrom Backup Switch von Fronius mit. Die Backup-Lösung ist mit manueller Umschaltung.

Muss eine PV-Anlage zwingend nach Süden ausgerichtet sein?
Ja und nein. Es ist sicher von Vorteil, wenn die Sonne frontal auf die Modulflächen einstrahlen kann. Dann ist der Ertrag am größten. Aber leider habe ich kein solches Dach zur Verfügung. Also musste ich in meinen Überlegungen mit 12 Grad Nord rechnen. Und siehe da. Alle PV-Neigungswinkel-Tabellen, die ich im Netz so finden konnte, haben mir einen Ertragswert von knapp 80 (von 100) prognostiziert. Gar nicht so schlecht, wie ich finde. Und bei den aktuellen Niedrigpreisen für Module kann man sich einfach und günstig ein paar mehr Module aufs Dach bauen lassen, um die 20 Prozent fehlende Leistung wieder auszugleichen. An der Endrechnung ändert das kaum etwas. Andere Komponenten fallen deutlich stärker ins Gewicht.

Welche Anlage sich am schnellsten rechnet
OK, ab dieser Erkenntnis hat mich die Idee nicht mehr losgelassen. Doch entschieden hatte ich mich bis dahhin noch nicht. Also habe ich verschiedenste Anlagen-Settings in unterschiedliche Rechentools eingegeben. Heraus kamen Amortisations-Werte von 12 bis 20 Jahre.
Die für mich beste Zusammenstellung ist jetzt im Haus installiert und sollte sich in rund 15 Jahren rechnen. Mehr Speicher, kein Speicher, mehr Module und und und - die meisten Kombinationen hatten zur Folge, dass es länger dauert, bis sich die Anlage refianziert.
Gut, ein Backupswitch wäre nicht nötig gewesen, reiner Luxus, was die Rechnung auch verschlechtert hat. Sonst wäre ich wohl bei 13-14 Jahren gelandet. Wollte ich aber. Naja, anderes Thema. Außerdem hätte ich sicher auch noch günstigere Komponenten bekommen, mich aber bewusst für Fronius und BYD entschieden. Grund dafür waren vorrangig meine Erweiterungspläne. Dazu später noch etwas mehr.
Sinn macht angesichts der kaum noch vorhandenen Einspeisevergütung alles, womit produzierter Strom direkt verbraucht werden kann. Also auch ein Heizstab.

Noch mehr Eigenverbauch würden eine Wärmepumpe und ein E-Auto bringen. Hab ich aber leider nicht - noch nicht. Sollte das in den kommenden Jahren noch dazukommen, dann rechnet sich meine Anlage vermutlich noch etwas schneller, in 12 oder 13 Jahren. So ganz genau lässt sich das aber nur schwer berechnen.
Wichtig war mir, dass die Anlage noch Luft für solche Erweiterungen mitbringt. Und genau diese Optionen habe ich beim Fronius. Mehr Module, mehr Speicher, und andere Erweiterungen sind möglich. Mitgedacht wurde auch das Thema Bidirektionales Laden. Auch das sollte mit dem Fronius irgendwann funktionieren, sobald verfügbar.
Einberechnet wurden übrigens auch versteckte Kosten wie Wartung, Verschleiß und Versicherung. Trotz allem lande ich bei 14 Jahren Amortisationszeit mit Option auf 13 oder 14 Jahre. Ich finde, da spricht nicht mehr viel gegen einen solchen Schritt. Norddach hin oder her.

Wurden meine Annahmen bestätigt?
Mein erstes Zwischenfazit nach drei Monaten fällt tatsächlich sehr positiv aus. Im August, September und Oktober war ich quasi Stromautark. Der Speicher wurde in diesen Monaten täglich voll und hat dann über die Nacht das Haus mit Energie versorgt. Autarkiegrad bis dahin laut App: 98 Prozent. Im November ging der Ertrag jetzt aber noch einmal zurück und es kam an zwei oder drei sehr trüben Tagen erstmals dazu, dass wieder spürbar Strom aus dem Netz bezogen wurde. Nicht viel, aber sichtbar. Autarkiegrad lag da bei etwa 60 Prozent. Der November insgesamt liegt aktuell bei 79 Prozent.
Würde es genau so weitergehen, wäre die Investition vermutlich schon nach zehn Jahren refinanziert. Doch im Dezember, Januar und Februar rechne ich mit weiteren deutlichen Einbußen, sodass am Ende die Ausgangrechnung mit 14 Jahren wohl das realistische Ziel sein wird.
Ich bin jedenfalls voll zufrieden bislang und meine Sorgen wegen dem Norddach haben sich in keiner Weise bestätigt. Ich kann nur jedem raten, sich das auch einmal durchzurechnen. Ein Norddach mit geringer Neigung ist definitiv kein Auschlusskriterium für PV, so meine Meinung. Wie es weiter geht, werde ich natürlich berichten. Jetzt gibt es noch das versprochene Video:
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